Draußen regnet es, typisches Küsten-Herbstwetter eben! Und das NATUREUM geht in den wohlverdienten Winterschlaf, inklusive dem fast wiederhergestellten Hamenkutter ERNA BECKER,  von „uns“ liebevoll KleinErna genannt.  („uns“, das sind Jürgen+Inge Evers, die einen Teil ihrer Freizeit mit Renovierungsarbeiten an diesem Kutter verbracht haben und, nach der lockeren Klönrunde des Fördervereins im letzten Oktober, um einen Bericht über Besagten gebeten wurden.) KleinErna ist zwar noch nicht winterfest – es zieht noch ganz gewaltig durchs Achterschiff, weil leider immer noch die Ruderhaus-Türen fehlen, hier und da ein zwei Leisten - aber das ist ja läppisch, wenn wir bedenken, wie wir 2011 KleinErna kennenlernten:

Da erschien nämlich im September im „Hadler Kurier“ ein Aufruf, dass freiwillige Helfer gesucht würden, um das historische Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Anlässlich des Freiwilligen-Treffens am 14. September 2011 im NATUREUM erfuhren wir Folgendes.

Jetzt folgt ein kleiner geschichtlicher Rückblick für Euch/Sie: Der Hamenkutter wurde 1892 als Segler mit Spiegelheck auf der SIETAS Werft in Hamburg-Neuenfelde gebaut, getauft auf den Namen Anna Helene und 1924 zum Motorschiff umgerüstet. Bedingt durch verschiedene Eigentümer, umgetauft auf die Namen Elisabeth und schließlich 1961 auf ERNA BECKER. Mit dem letzten Eigner Hans-Heinrich Becker an Bord wurde der Hamenkutter 1992, vor Brunsbüttel vor Anker liegend, gerammt, überfahren und versenkt. Nur ERNA  konnte geborgen werden und fand am 1. November 1992 im NATUREUM seinen letzten Ankerplatz. Vor ungefähr  6 Jahren bekam das über hundertjährige Katastrophenschiff ein Dach über den Kopf und blieb somit weitgehend vor größerem Verfall bewahrt; sah aber dennoch ziemlich erbärmlich aus - kein Wunder bei dieser Vorgeschichte.

Die Gesamtregie lag und liegt in den Händen des Freiburger Bootsbauers Rainer Hatecke und dieser versuchte KleinErna erst einmal richtig zu stabilisieren. Wir entfernten die defekten  Kühlwasserleitungen und mussten fest-stellen, dass das Rückgrat von KleinErna, also der Kiel, total verrottet war und daraufhin im Frühjahr 2012 eingeschalt und mit Beton ausgegossen wurde. Aber das sieht man KleinErna glücklicherweise nicht auf den ersten Blick an – nur, mit dem Zuwasserlassen war es nun endgültig vorbei!

Ab April 2012 ging es KleinErna verstärkt an den Rumpf; will heißen: der komplette Schiffsleib wurde gereinigt (inklusive div. Laderäume, Maschinenraum, Niedergang, Kajüte) das Deck geschrubbt, Farbreste abgekratzt, geschliffen und mehrfach mit einer Mischung aus Petroleum + Leinöl konserviert. Kleinere Löcher wurden mit Bitumenmasse zugespachtelt, größere mit Blechen abgedeckt, die Bünn überholt (das sind die Fischkisten, in denen die Fische nach dem Fang gehältert werden). Nicht zu vergessen die Überholung der Ketten und Anker, des Hamens (Haltestangen fürs Fangnetz) und der Schiffsschraube, die seitdem richtig schön golden glänzt. Natürlich haben wir auch die Laderäume mit Grätings (Holzrosten) gesichert.  Abschließend  bekam KleinErna ihr neues Outfit: Oben das „Kleine Schwarze“ aus Bitumenlack und das Unterwasserschiff aus signalrotem Antifouling. Das Ganze aufgelockert mit weißen Zierstreifen und Schriftzügen, wie die Fischereikennung HF 348 am Bug, oder die Schriftzüge ERNA BECKER + ALTENWERDER am Heck.

Dass alle genannten Arbeiten vollständig in Handarbeit durchgeführt wurden, brauchen wir sicherlich nicht zu betonen? Und dazu traf sich unser kleines Team, das lediglich aus 4 sehr motivierten Helfern bestand, regelmäßig  wöchentlich. Oftmals erfuhren wir Unterstützung durch die fleißigen und wissbegierigen  FÖJ-ler, die von Thomas Bock bereitgestellt wurden. Rainer Hatecke schaute turnusmäßig vorbei, um uns mit Material und Ratschlägen zu versorgen. Ein anderes Mal kamen interessierte Aktive der Jugendbauhütte Stade zur Verstärkung hinzu, ebenso unser 1. Vorsitzender, Rainer Wermke.

Und so vergingen, bedingt durch Materialengpässe und das Ausscheiden zweier Helfer Ende 2012, bislang 2 Jahre. Dank des professionellen Einsatzes von Gerd Pohl, der eine fast perfekte Kaianlage nachgestaltete und dabei Unmengen von Schotter glatt rüttelte, hat es KleinErna zu einem ansprechenden Liegeplatz gebracht. Und wenn dann zukünftig die Gestaltung der Bildtafeln erfolgt, wird allen Betrachtern sicherlich ein Stückchen Seefahrtsgeschichte „Fischfang mit dem Hamenkutter“ anschaulich näher gebracht...

…und  KleinErna wartet derweil auf die wärmenden Türen - dann könnte auch für den strapazierten Fischkutter der Winter kommen…

von Jürgen und Inge Evers

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